Tel.: (36)20-921-6851 Postadresse: H-2073 Tök Pf. 10. E-mail: zeitung@zsambekimedence.hu II. Jahrgang 7. Ausgabe 2005. September |
15.11.2004 - 15:30 Erster Bürgermeister Heinz Hilger und Dritter Bürgermeister Günter Schwindl und einige Gemeinderäte waren in Paty, hier der Reisebericht von Herrn Schwindl:
Wird Paty unsere nächste Partnergemeinde?
Beinahe auf den Tag genau vor einem Jahr besuchte uns der amtierende Bürgermeister Dr. Andras Bognar zusammen mit dem Gemeinderatsmitglied Georg Sagi aus Paty in Ungarn. Bei einem Treffen, welches das Deutsche Dienstleistungszentrum Südbayern AG im Mai 2003 im örtlichen Räter - Parkhotel abhielt wurden die ersten zarten Bande nach Ungarn geknüpft. Das DLZ vermittelt Wirtschaftskontakte in den ostdeutschen Raum. Deshalb war an diesem Abend auch die ungarische Handelskonsulin, Frau Anna Est anwesend. Da der erste Bürgermeister von Kirchheim, Herr Heinz Hilger an diesem Termin bereits anderweitig ausgebucht war vertrat ihn der dritte Bürgermeister Günter Schwindl. Durch die Vermittlung von Herrn Wolfgang Mäsgen kam an diesem Abend erstmals das Gespräch auf eine aufstrebende ungarische Gemeinde, welche gerne eine Partnerschaft mit einer ebensolchen in Deutschland eingehen würde. Nachdem die Partnerschaft mit unseren italienischen Freuden aus Caramanico in Kirchheim bisher nur Positives gebracht hat griff Herr Schwindl diesen Gedanken gerne auf.
Viele Telefongespräche und Besuche in der ungarischen Botschaft folgten in den nächsten Wochen. Immer wieder wurden Termine verschoben, doch endlich klappte es dann doch. Eine Vielzahl von Gemeinderäten und die Kirchheimer Bürgermeister begrüßten die ungarischen Gäste im Restaurant "zum Kelten" im neuen Sportpark. Es war ein sehr lustiger Abend und die ebenfalls anwesende Konsulin, Frau Est, musste viel vom Ungarischen ins Deutsche und umgekehrt übersetzen. Leider konnten unsere ungarischen Gäste nur diesen einen Abend bei uns verweilen da der volle Terminkalender keinen Zeitspielraum mehr hatte. Nachdem von Herrn Dr. Bognar und Herrn Sagi einige Mitbringsel in Form ungarischer Ess- und Trinkspezialitäten an die Anwesenden verteilt waren wurde dieses gesellige Miteinander am späten Abend beendet.
Wieder gingen Briefpost und viele Telefonate zwischen dem ungarischen Konsulat, Herrn Dr. Bognar und Herrn Schwindl hin und her. Sowohl des Ungarischen mächtige Kirchheimer Bürger als auch die Handelkonsulin, Frau Est dolmetschten fleißig solange, bis ein Gegenbesuchstermin fest terminiert werden konnte.
Herr Dr. Bognar lud eine Gemeinderatsdelegation für den 9. Oktober ein, da dort in Paty ein Wein- und Erntedankfest gefeiert wird. Also organisierten wir einen Bus und fuhren mit einer Gemeinderatsdelegation, zwei Bürgermeistern, einem Musikanten, dem Vorsitzenden des Gewerbeverbandes, Herrn Wolfgang Hartmann und seiner Frau, sowie dem Kirchheimer Dolmetscher, Herrn Franz Hausinger, welcher fliessend ungarisch spricht nach Paty.
Paty ist von Kirchheim nahezu exakt 700 Autobahnkilometer entfernt. Es liegt rund 20 Kilometer westlich von Budapest direkt an der Autobahn M 1 und ist sehr gut mit dem eigenen Fahrzeug zu erreichen. Der Ort hat ca. 5000 Einwohner, welche teilweise noch Landwirtschaft und Weinbau betreiben. Die Landschaft ist eher lieblich zu nennen und mit sanften Hügeln durchzogen. Als Besonderheit bietet Paty ca. 200 kleine Weinkeller welche großteils im Familienbesitz sind und durch die nach Anmeldung Gruppenführungen möglich sind. Die Keller sind teilweise 300 Jahre alt und in vier Ebenen übereinander in einen Hügel gebaut. Der schmackhafte rote und weiße Wein wird ausschließlich auf ökologische Weise erzeugt. Da keine Spritzmittel und Pestizide verwendet werden kam vor einigen Jahren die Reblaus in einige Anbaugebiete und vernichtete sehr viele Weinstöcke. Auf diesen Flächen wird zur Zeit Korn, Mais und Ähnliches angebaut. Die kleinen Anbauflächen geben im Nebenerwerb pro Winzerfamilie zwischen 800 und 1.500 Liter Wein als Jahresertrag. Damit ist eine größere Vermarktung außerhalb der Region weder wirtschaftlich durchführbar noch praktikabel. Wir haben bei diesem Besuch unser Möglichstes getan, um die gelagerten Weinbestände etwas zu dezimieren. Es ist uns nur teilweise gelungen, denn die hervorragende
Gastfreundschaft der Ungarn kannte nur volle Teller und Gläser. Nicht nur die kulinarische Seite durften wir kennen lernen sondern auch einen hervorragend organisierten offiziellen Teil am Samstag, dem 9. Oktober. Sehr früh holte uns eine Gemeinderatsdelegation von unserem am Ortsrand gelegenen Hotel ab und lotste unseren Busfahrer bis zum Zentrumsplatz auf dem ein Denkmal des Grafen Esterhazi steht. Dort wurden nach einer Ansprache der Bürgermeister Dr. Andras Bognar aus Paty und Herrn Heinz Hilger aus Kirchheim feierlich drei Fahnen zum Klang der Hymnen aufgezogen. Es waren die Ungarische, die Deutsche und die Bayerische Fahne. Obwohl nicht gerade ein stimmgewaltiger Chor sangen wir gemeinsam mangels instrumentaler Begleitung die erste Strophe des Bayernliedes. Herr Schwindl hatte vorher im Bus noch die Textblätter verteilt, falls es damit Schwierigkeiten geben sollte. Es hat einigermaßen geklappt und wir erhielten Beifall von unseren ungarischen Gastgebern.
Anschließend ging es zu Fuß ins Bürgerhaus. Dort wurden die von Herrn Dr. Bognar vorbereiteten Absichtsurkunden zu einer später folgenden Städtepartnerschaft von beiden Bürgermeistern feierlich unterzeichnet. Danach ging es in ein kleines Museum, welches die dörfliche Tradition von der Wiege bis zur Bahre versinnbildlichte. Auch ein kleines Automobilmuseum wurde uns gezeigt, in dem etwa dreißig Fahrzeuge aus der Vor- und Nachkriegszeit ihren Ruhestand verbringen. Das Museum entsprang einer Privatinitiative und Herr Dr. Bognar erklärte stolz, dass alle ausgestellten Personenwagen und Motorräder fahrbereit wären. Als er von der Oldtimervereinigung in Kirchheim erfuhr sagte er spontan, er käme bei seinem nächsten Besuch gerne mit einem dieser ausgestellten Exponate zu uns.
Im Anschluss daran war ein Referat zur Gemeindestruktur und Entwicklung von Paty anberaumt. In Paty entsteht zurzeit ein Industriepark, der noch Investoren sucht. Es sollen dort neben Produktion und Verkaufsflächen auch diverse Dienstleistungsunternehmen angesiedelt werden. Paty ist mit seiner Struktur ein wenig mit dem Kirchheim vor 25 Jahren vergleichbar. Hier ist zwar kein Ortszentrum geplant, sondern es gibt dort eine Fläche im sogenannten Konstruktionsplan mit einer Größe von 350 ha. Im Regelungsplan, also Gewerbeflächen, sind 92 ha vorgesehen. Für diese Grundstücksflächen gibt es 73 Eigentümer. Die Gemeinde hat nun eine GmbH gegründet, welche primär folgende Aufgaben lösen und bewältigen soll: Koordinierung des Gesamtprojekts, Aufrechterhaltung und Ausbau der Verbindung zu den Grundstückseigentümern, die technische Vorbereitung zur Erschließung und das koordinieren von Bewerbern und Investoren. Sollte unter den Lesern jemand nähere Informationen wünschen, so kann er sich an den Vorsitzenden des Gewerbeverbandes München Nord-Ost, Herrn Wolfgang Hartmann, Tel.: 089 - 900 991 27 wenden.
Nach dem feierlichen Teil ging es weiter zu den Weinkellern. Für uns hatte man zur Bewirtung extra ein Zelt aufgestellt. Es gab eine Vielzahl von ungarischen Vor- und Hauptgerichten sowie exzellente Nachspeisen. Gulasch wurde traditionell über dem offenen Feuer zubereitet. Dazu verwendete man sehr große Töpfe, die an einem über dem Feuer stehenden Dreibein hingen. Es kamen dann ungarische Reiter, Kutschen und weitere Vorführungen für Jung und Alt. Unser hervorragender Musikant Martin Freundl wechselte sich mit einem ungarischen Kollegen am Akkordeon ab und es wurde nach jeder Weinkellerbesichtigung lustiger. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als wir zusammen mit den ungarischen Bürgern, welche teilweise maskiert kamen, im Freien Polonaise tanzten. Dieser wunderschöne Tag mit der sprichwörtlich erfühlbaren "ungarischen Säääle" (soll Seele heißen) hätte noch um einige Stunden länger sein können.
Am Sonntag fuhren wir, leider bei Nieselregen schon um 8.30 wieder zurück nach Kirchheim. Nicht ohne ausgiebige Verabschiedung von Herrn Dr. Bognar und einigen Gemeinderäten. Als Reiseproviant hat man uns noch herrliche, frisch gepflückte Äpfel und etliche Flaschen Wein mitgegeben. Nach diesem wunderschönen Wochenende müssen wir uns beim Gegenbesuch sehr anstrengen um auch den ungarischen Gästen eine ähnliche Erinnerung ins Herz zu pflanzen. Wir sollten mit einer Partnerschaft nicht zu lange warten. Nun sind die Kirchheimer und Heimstettener Bürger am Zug. In der Absichtserklärung steht unter anderem der innige Wunsch von freundschaftlichen Kontakten, die durch die Bürger und örtlichen Vereine geknüpft werden sollen. Es ist deshalb ein reger Austausch anzustreben. Besondere gemeinsame Interessen sind der Sport, das Unterrichtswesen, die Wahrung historischer Gedenkstätten, der Schutz und die Pflege der Umwelt und Natur sowie der kulturelle Austausch. Auch ein Erfahrungsaustausch zwischen den Gemeindeverwaltungen wird gewünscht.
Günter Schwindl - 3. Bürgermeister
Kirchheim-Heimstetten
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